Wer hätte das gedacht: Gegen Ende des Bundestagswahlkampfs 2017 kam auf einmal doch noch das Thema Pflege auf die Agenda, und praktisch alle Parteien beeilten sich, es sehr wichtig zu finden. Pflegenotstand und Pflegekräftemangel waren in aller Munde. Bei den meisten Vorschlägen ging es um mehr Geld für die Pflege. Und das ist natürlich erst einmal richtig. Und trotzdem so allein der falsche Ansatz.
Es geht nicht um Geld, sondern um die Menschen, die gepflegt werden und die, die pflegen.
Denn wie sieht es im Alltag aus? Einerseits findet sich der Irrglaube des permanent notwendigen wirtschaftlichen Wachstums, der sogar von Politik und Wirtschaft gebetsmühlenartig propagiert wird. Andererseits steht dem gegenüber, dass Kosten, insbesondere im sozialen Bereich, so niedrig wie möglich gehalten werden sollen. Pflege, als Geschäftsmodell mit gewinnorientierten und zunehmend auch börsennotierten Unternehmen, steht einem Sozialversicherungssystem gegenüber, welches sich in einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft das Sparen auf die Fahnen geschrieben hat! Alleine dieser Konflikt kann nur auf Kosten der Menschen gehen, die sich innerhalb dieses Systems bewegen und die sich dem Diktat der Gewinnmaximierung unterordnen müssen. Der dadurch verursachte permanente und enorme Druck spiegelt sich in einer handgrifforientierten Pflege und Abrechnung wieder. Inhaltlich gleicht die Arbeit in der Alten- und Krankenpflege einer klassischen Akkordarbeit, so dass häufig jeder Sinn verloren geht. Es kann von daher gar nicht anders sein; dieser Druck muss viele Menschen in die innere Kündigung, in depressive Stimmung, in Krankheit und Burnout treiben, was sich ja leider auch in den aktuellen Statistiken widerspiegelt.
Natürlich leiden darunter nicht nur die, die sich am wenigsten wehren können, die hilfebedürftigen Menschen, sondern auch die Pflegekräfte, die in Scharen den Beruf verlassen. Von der Ausbeutung und Zerstörung unseres Planeten durch das allgegenwärtige Mehr Mehr Mehr in allen Bereichen der Wirtschaft einmal ganz zu Schweigen. Die Politik ist eindeutig überfordert, denn außer den immer gleichen vergeblichen Versuchen die Symptome zu bekämpfen geschieht nichts, was die Zustände in unserer Gesellschaft wirklich verändert.
Wir machen Pflege wieder zum sinnstiftenden Beruf.
Ein „weiter so“ kann es also nicht geben, denn genau diese Art mit den Problemen umzugehen, hat zu dem Ergebnis geführt, was wir heute alle sehen können und unter dem so viele Menschen zu leiden haben.
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Andreas Klein von “Die Pflegeblogger” orientiert sich mit seinem ambulanten Pflegedienst CareTeam am niederländischen Buurtzorg-Modell. Er wird mit dabei sein, wenn sich am 27. Oktober im betahaus in Berlin engagierte Menschen treffen, die etwas in der Pflege verändern wollen. Viele von ihnen haben ein Thema, das ihnen in der Pflege besonders am Herzen liegt und das sie beim Aktivcamp diskutieren und voranbringen werden. Ich freue mich sehr, dass einige von ihnen auf meinem Blog ihr Thema und ihren Grund vorstellen, am Aktivcamp teilzunehmen.
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Hier geht es direkt zum Aktivcamp Pflege: www.team-scharfenberg-online.de/aktivcamppflege